Marc-Kevin Zinn: „Mit geringem Aufwand kann man viel bewirken.“
Bei Marc-Kevin Zinn (23 Jahre) verging zwischen der Registrierung im Januar und der Stammzellspende im November 2013 nicht mal ein Jahr. Vor kurzem hat er mit seinem Empfänger, einem 69-jährigen Mann aus der Nähe von Stuttgart, das erste Mal telefoniert. „Aufgrund des Dialekts“, bemerkt Zinn mit einem Lächeln, „habe ich ihn erst nicht richtig verstanden. Er hat sich sehr darüber gefreut, mit mir zu sprechen und machte einen sehr netten Eindruck.“ Auch Humor scheint der Mann zu haben. „Er meinte, es wäre ein tolles Gefühl, wieder etwas Junges in sich zu haben.“
An die Umstände seiner Registrierung kann sich Marc-Kevin Zinn noch sehr genau erinnern. „Ich habe damals eine Ausbildung zum Medizinisch-Technischen Assistenten an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gemacht. In einem Kurs wurde das Thema Stammzellspende behandelt. Der Großteil meiner Mitschüler spendete damals regelmäßig Blut beim Blutspendedienst der MHH. Gleich beim nächsten Termin habe ich mir eine Blutprobe für die Typisierung abnehmen lassen.“ Wer sich dort registrieren lässt, kommt in die Spenderdatei des Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Registers (NKR).
Wenig später erhielt das NKR die Information, dass Marc-Kevin Zinn für einen Patienten als Spender in Frage kommt. Der junge Mann war zwar sehr überrascht, zögerte aber keine Sekunde und ließ sich in der MHH eine Blutprobe für die Bestätigungstypisierung abnehmen. Das Ergebnis: Zu 99 % passen seine Zellen zu denen des möglichen Empfängers. Bei der Voruntersuchung in der MHH traten keine Probleme auf, so dass ein Termin für die Entnahme vereinbart wurde.
In der MHH kannte sich Marc-Kevin Zinn natürlich gut aus und hatte aufgrund seiner medizinischen Kenntnisse keine Angst vor der Stammzellspende. „Aber vor der Dauer der Spende hatte ich ehrlich gesagt Respekt“, gibt Zinn, der an diesem Tag von seiner Freundin begleitet wurde, zu. Doch schon nach circa drei Stunden war klar, dass genug Stammzellen für die Transplantation zusammengekommen sind. „Da fiel sehr viel Druck von mir ab. Schließlich ging es dabei für den Empfänger um Leben und Tod.“
Vor und während der Entnahme hatte Zinn kaum körperliche Beschwerden. An den Tagen danach verspürte er Gliederschmerzen und lag einige Tage flach. Für ihn war das aber nur ein sehr geringer Aufwand, denn schließlich habe er damit einem anderen Menschen die Chance auf ein neues Leben geben können. Die Betreuung durch das NKR hat ihm gut gefallen: „Alle meine Fragen wurden richtig toll und schnell beantwortet. Auch bei der Spende war jemand dabei. Das war große Klasse!“
Zwischendurch wurde Marc-Kevin Zinn vom NKR über den Gesundheitszustand des Spendenempfängers informiert. „Es war zwar ein schönes Gefühl, zu wissen, dass es ihm gut geht“, so Zinn, „doch es war mir schon sehr wichtig, es von ihm persönlich zu hören.“ Daher nutzte er gleich nach Ablauf der zweijährigen Sperrfrist die Chance, direkten Kontakt aufzunehmen. Nach den ersten Telefonaten planen der Spendenempfänger Klaus und Marc-Kevin Zinn ein Treffen im Sommer.
„Ich bin immer dabei, andere Leute zu motivieren, sich typisieren zu lassen“, bemerkt Zinn. Das tut er sowohl im Freundes- und Familienkreis als auch bei seinen Fußballkameraden vom SV Scharrel in der Nähe von Neustadt am Rübenberge oder im Studium. Derzeit studiert er „Bio Science and Health“ an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Vor seinen Kommilitonen hat er einen Vortrag zum Thema Stammzellspende gehalten. „Viele Leute wissen noch nicht, wie einfach es sein kann, ein Menschenleben zu retten. Mit geringem Aufwand kann man viel bewirken“, meint Zinn. „Das ist eine tolle Sache. Und ich finde, wer sich registrieren kann, sollte das auch tun.“